Infektionsverstärkende Antikörper bei schwerer Dengue-Erkrankung beim Menschen

Die Bedeutung von ADE bei Dengue

Sekundärinfektionen bergen im Vergleich zu Primärinfektionen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.1 Dieses Risiko wird im Wesentlichen durch die Theorie der antikörperabhängigen Verstärkung (Antibody-dependent Enhancemant – ADE) erklärt. Antikörper aus einer DENV-Primärinfektion binden an das Dengue-Virus eines anderen Serotyps, können dieses aber nicht neutralisieren. Der Antikörper-DENV-Komplex bindet an das Fragment des kristallisierbaren Gamma-Rezeptors (FcγR) auf zirkulierenden Monozyten. Die Virusreplikation und Virämie und damit der Schweregrad der Erkrankung werden erhöht.2

Die Primärinfektion mit einem Serotypen bietet lebenslange Immunität gegen eine neue Infektion mit dem gleichen Serotyp (homologe Immunität). Nach der Primärinfektion gibt es zunächst einen Zeitraum, in der Betroffene auch vor einer Infektion mit einem anderen Virus-Serotyp geschützt sind. Diese heterologe Immunität kann zwischen mehreren Monaten und 1-2 Jahren andauern. Mit sinkendem Antikörper-Titer nimmt die Immunität ab.3

In einer Kohortenstudie mit einer Population von 8.002 nicaraguanischen Kindern haben Katzelnick et al. beobachtet, dass ein bestimmter, enger Bereich von Antikörperkonzentrationen zu einer Verstärkung der Dengue-Erkrankung führen kann, während niedrige Antikörperspiegel die Krankheit nicht verstärken und hohe Antikörperspiegel einen Schutz bieten.4 Die Autoren weisen darauf hin, dass diese Ergebnisse Auswirkungen auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen Flaviviren haben. Außerdem weisen sie darauf hin, wie wichtig es ist, serologische Tests zu entwickeln, die in der Lage sind, schützende und infektionsverstärkende Antikörper zu unterscheiden.

Zur Publikation:https://www.science.org/doi/full/10.1126/science.aan6836

EXA/DE/DENV/0109