Diagnostik und Differentialdiagnose bei Dengue-Fieber

Bei Dengue-Fieber ist die Diagnosestellung nicht ganz einfach, da die Symptome meist unspezifisch sind. Viele Beschwerden können auch bei anderen fiebrigen Erkrankungen auftreten wie Zika, Chikungunya, Gelbfieber oder Malaria. Deshalb wird Dengue-Fieber über eine Differentialdiagnose festgestellt.


DIFFERENTIALDIAGNOSE „DENGUE-FIEBER“

Zahlreiche andere Viruserkrankungen, aber auch bakterielle und parasitäre Erkrankungen können leicht mit Dengue-Fieber verwechselt werden.1,2 Erkrankungen mit sehr ähnlichen Symptomen, aber anderer Ursache müssen differentialdiagnostisch abgeklärt werden. Zur Differentialdiagnose von Dengue-Fieber gehören:

  • Andere Viruserkrankungen:
    Chikungunya, Zika, Masern, Röteln, Gelbfieber, Japanische Enzephalitis, Epstein-Barr, einige Enteroviren, Influenza, Hepatitis A, Hanta
  • Erkrankungen, die durch Bakterien übertragen werden:
    Meningokokken, Leptospirose, Typhus, Melioidose, Rickettsien, Scharlach
  • Erkrankung, die durch Parasiten übertragen wird:
    Malaria

Darüber hinaus können Dengue-Fieber-Symptome denen anderer Krankheiten wie akuter Leukämie, Blinddarmentzündung und Nierenversagen ähneln.1 Diese Krankheiten müssen ausgeschlossen werden, um die Diagnose „Dengue-Fieber“ stellen zu können. Eine eindeutige Diagnose ist die Grundlage, um den weiteren Krankheitsverlauf abzuschätzen und ggf. eine angemessene Therapie einzuleiten.2,3,4,5

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Dengue-Fieber gehört zur Gruppe der hämorrhagischen Fieber. Das sind Erkrankungen, die mit plötzlich auftretendem hohen Fieber und kleineren bis größeren Blutungen einhergehen. Die Blutungen entstehen durch eine erhöhte Durchlässigkeit der Blutgefäße in Kombination mit einer verringerten Blutgerinnung. Kleinere Blutungen zeigen sich als Petechien, rote Punkte auf der Haut und den Schleimhäuten, größere können als Blutaustritt aus allen Körperöffnungen (z. B. Nase, Mund, Genitalien) und Blutungen der inneren Organe auftreten.6

ÄHNLICHE SYMPTOME BEI DENGUE-FIEBER, CHIKUNGUNYA UND ZIKA

Insbesondere die Erkrankungen durch das Chikungungya- und das Zika-Virus sind von Dengue-Fieber schwer zu unterscheiden. Sie werden ebenfalls durch Stechmücken übertragen, allerdings nicht von den gleichen Mücken wie das Dengue-Virus. Für alle drei Erkrankungen typisch ist ein plötzliches hohes Fieber, Hautausschläge (Rötungen oder Ausschlag im Gesicht, am Hals und auf der Brust) sowie Kopf-, Muskel-, Gelenk- oder Knochenschmerzen.

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Bei einer Infektion mit dem Chikungunya- oder dem Zika-Virus gibt es jedoch keine hämorrhagischen Symptome. Das heißt, es treten nicht die typischen Blutungen auf, wie sie bei Dengue-Fieber vorkommen können.

WANN SOLLTEST DU EINEN ARZT AUFSUCHEN?

Die meisten Infektionen mit dem Dengue-Virus verlaufen ohne oder nur mit sogenannten milden Symptomen, bei Warnzeichen für einen schweren Verlauf solltest Du aber umgehend eine*n Ärzt*in aufsuchen.

Auf welche Warnzeichen Du achten solltest, kannst Du im Artikel Dengue-Fieber: Behandlung nachlesen.


UNTERSUCHUNGEN BEI DER DIAGNOSE VON DENGUE-FIEBER

Unabhängig davon, ob Du eine*n Ärzt*in im Reiseland oder in Deutschland besuchst, wird sie*er eine körperliche Untersuchung durchführen und eine sogenannte Anamnese erheben. Das heißt, dass ein*e Ärzt*in Dich über Deine Symptome, Deine Aktivitäten in den letzten Tagen und Deine Vorgeschichte befragen wird. Daraus wird er eine Verdachtsdiagnose erstellen und entsprechende Tests veranlassen, um den Verdacht zu bestätigen.

Eine körperliche Untersuchung gibt dem*der Ärzt*in einen Überblick über Deinen aktuellen Gesundheitszustand und erste Hinweise auf eine Erkrankung. Dazu gehören meist:

  • Temperatur-, Puls- und Blutdruckmessung
  • Abhören der Herz- und Lungengeräusche
  • Tastuntersuchung der oberflächlichen Lymphknoten
  • Begutachten des Rachens und der Schleimhäute

Wahrscheinlich wird Dein*e Ärzt*in Deine Hautoberfläche und deine Schleimhäute untersuchen, denn eines der typischen Symptome des Dengue-Fiebers sind sogenannte Petechien. Auch gezielte Fragen unterstützen die Diagnose, z.B., ob Du früher bereits ähnliche Symptome hattest und welche Vorerkrankungen Du hast.

Berichte Deiner*Deinem Ärzt*in, ob Du Dich in den letzten Tagen in einem Dengue-Risikogebiet aufgehalten hast und ob Du Dich vielleicht nicht wohl gefühlt hast. Auch Moskitostiche, die Dir aufgefallen sind, sind eine wertvolle Information für Deine*Deinen Ärzt*in.


TESTS ZUM NACHWEIS VON DENGUE-FIEBER

Hat Dein*e Ärzt*in den Verdacht, dass Du eine Dengue-Infektion hast, kann er*sie einen Labortest für den Nachweis anordnen. Es stehen unterschiedliche Tests zur Verfügung, je nachdem, wie lange eine Infektion her ist und in welcher Phase der Erkrankung ein*e Patient*in sich befindet.


Je früher die Dengue-Diagnose bestätigt wird, umso schneller können zielgerichtete therapeutische Maßnahmen ergriffen werden, falls notwendig.


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NACHWEIS DER VIRALEN RNA MIT EINEM PCR-TEST

Die RNA, also das Erbgut des Dengue-Virus, kann bereits in der Inkubationszeit nachgewiesen werden, bevor die ersten Symptome auftreten.5 Der Nachweis erfolgt durch eine spezielle Form der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Diese Methode ist hochempfindlich und spezifisch.1 Sie ist zum Zeitpunkt des Auftretens der Symptome positiv, aber nicht mehr nach der Fieberphase.1

VIROLOGISCHER NACHWEIS DES DENGUE-VIRUS IN DER FIEBERPHASE

Das Dengue-NS1-Antigen ist bereits früh in der Fieberphase nachweisbar. Der Nachweis des Antigens bildet die Grundlage für einen Schnelltest, der die Diagnose zuverlässig bestätigt.7 Das Dengue-NS-1-Antigen ist in der Fieberphase noch nachweisbar, gegen Ende der fiebrigen Phase sinkt die Menge an NS1 und es ist nicht mehr nachweisbar.5 Der Test ist einfach durchzuführen und in vielen endemischen Ländern verfügbar.1 Er wird üblicherweise mit dem Nachweis von spezifischem IgM und IgG im selben Test kombiniert.

SEROLOGISCHER NACHWEIS VON ANTIKÖRPERN

IgM- und IgG-Antikörper werden gegen Ende der fieberhaften Phase nachweisbar.5 Diese Antikörper können ab dem Zeitpunkt des Fieberabfalls bis Monate (IgM) oder Jahre (IgG) nach der Infektion und somit auch noch nachträglich nachgewiesen werden.5 Der Nachweis von IgM und IgG kann hilfreich sein, um eine akute Dengue-Infektion in der kritischen Phase zu bestätigen.1 Er wird mit dem Nachweis von NS1-Antigen kombiniert, der zur Bestätigung von Dengue-Fieber in der fiebrigen und kritischen Phase der Krankheit eingesetzt werden kann.


LABORPARAMETER ERLAUBEN PROGNOSE FÜR SCHWEREN DENGUE-VERLAUF (MEDIZINISCHES HINTERGRUNDWISSEN)

In den ersten Tagen des Dengue-Fiebers können bestimmte Laborparameter das Risiko für einen schweren Verlauf prognostizieren.8

Von Tag 1 bis 3 :

  • Thrombozytenzahl ≤ 100 G/l (OR = 2,2; 95 %-KI: 1,2–3,9)
  • Serumalbumin < 35 g/l (OR = 3,3; 95 %-KI: 1,8–6,1)

An den Tagen 4 bis 6:

  • AST > 400 U/l (OR = 3,0; 95 %-KI: 1,1–7,9)
  • ALT > 400 U/l (OR = 6,6; 95 %-KI: 1,7–24,6)
  • Serumalbumin < 35 g/l (OR = 3,0; 95 %-KI: 1,5–5,9)
  • Gesamtbilirubin > 17 μmol/l (OR = 4,6; 95 %-KI: 2,0–10,4)

TESTS WÄHREND EINES SCHWEREN VERLAUFS

Bei einem schweren Verlauf kann Dein Körper nicht alleine die Auswirkungen der Dengue-Infektion bewältigen. Um zielgerichtet behandeln zu können, muss der Arzt wissen, wie sehr Deine Organe betroffen sind und wie sich Deine Blutwerte verändern. Dazu wird er regelmäßig Blut- und Urintests veranlassen, bis Du Dich erholt hast und Deine Werte wieder normal sind.

Im Labor können u. a. folgende Werte erhoben werden:

  • Der Hämatokrit beschreibt den Anteil der Blutzellen im Gesamtblut und daher die Fließfähigkeit des Blutes. Sinkt der Flüssigkeitsanteil des Blutes, steigt der Hämatokrit, dies ist bei Dengue-Fieber der Fall.
  • Erhöhte Alanin-Aminotransferase (ALT) oder Aspartat-Transaminase (AST) zeigt an, dass die Leberfunktion eingeschränkt ist.
  • Leukozytenzahl – verminderte Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut
  • Thrombozytenzahl – eine Thrombozytopenie, also ein Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen), bedeutet eine gestörte Blutgerinnung. Zusammen mit der Erhöhung der Durchlässigkeit der Blutgefäße ist sie verantwortlich für die typischen Blutungen des Dengue-Fiebers.

IST DENGUE-FIEBER MELDEPFLICHTIG?

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Dengue-Fieber gehört zu den hämorrhagischen Fieberkrankheiten und ist damit in Deutschland und vielen anderen Ländern meldepflichtig. Das bedeutet, dass ein*e Ärzt*in gesetzlich verpflichtet ist, Deine Erkrankung an das jeweilige Gesundheitsamt zu melden. Dabei geht es nicht darum, Dich zu überwachen. Die Behörden wollen nur im Auge behalten, ob es zum Ausbruch einer potenziell gefährlichen Krankheit kommen könnte und sie Gegenmaßnahmen ergreifen müssen. Wundere Dich also nicht, wenn Du von Behörden kontaktiert wirst, mit Deinen Angaben kannst Du helfen.

Mehr zu dem Thema

QUELLEN
  1. World Health Organization. Comprehensive guidelines for prevention and control of dengue and dengue haemorrhagic fever. Rev. and expanded. ed. 2011. (Zugriff: März 2022)

  2. World Health Organization. Dengue: Guidelines for diagnosis, treatment, prevention and control. New ed. 2009. (Zugriff: März 2022)

  3. Capeding MR, et al. PLoS Negl Trop Dis. 2013;7:e2331

  4. Centers for Disease Control and Prevention. Zika Virus – what clinicians need to know? (https://emergency.cdc.gov/coca/ppt/2016/01_26_16_Zika.pdf. Zugriff: 28.11.2023)

  5. Auswärtiges Amt, Gesundheitsdienst Denguefieber, Stand 09/2019

  6. Robert Koch-Institut. Falldefinition. (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/IfSG/Falldefinition/Downloads/Falldefinitionen_des_RKI_2019.pdf?__blob=publicationFile. Zugriff: 28.11.2023​​​​​​​)

  7. Tricou V, et al. BMC Infect Dis. 2010;10:142

  8. Bùi Vũ Huy. PLoS One 2022;17(1):e0262096

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