Dengue-Fieber in Sri Lanka: Doris berichtet

Doris infiziert sich mit ihrer Freundin auf Sri Lanka mit dem Dengue-Fieber. In diesem Beitrag erzählt die Weltenbummlerin den Verlauf ihrer Erkrankung.

Ich bin eine Weltenbummlerin und habe mich auf meiner Weltreise mit Dengue-Fieber angesteckt. Als Tropenfan war ich mir der Gefahr bewusst, trotzdem wollte ich im ersten Moment nicht glauben, dass es mich erwischt hat. Die Diagnose in Sri Lanka änderte dann alles. Zum Glück musste ich da nicht allein durch.

Der Anfang

Die Nächte in Sri Lanka sind oftmals ähnlich schwül wie die Tage. Es wunderte mich also anfangs nicht groß, als ich nachts wach wurde und unfassbaren Durst hatte. Ein paar große Schlucke und ich legte mich wieder schlafen. Ich wurde ein weiteres Mal wach – schweißnass und immer noch mit großem Durst. Beim dritten Mal fasste ich mir an den Kopf – und der glühte bereits. Am nächsten Morgen war es dann sicher: Ich hatte Fieber. Und ich fühlte mich auch schon ziemlich kaputt.

Zwei Beine baumelten vom oberen Stockbett und kurz darauf tauchte der Rest meiner Freundin auf, mit der ich durch Sri Lanka reiste. „Ich habe Fieber“, sagte ich ihr mit müder Stimme. Sie sah müde aus, die Feier der letzten Nacht schien ihr noch in den Knochen zu stecken. „Ich auch“, war ihre Antwort. Ach so, doch kein Kater.

Es wird hoffentlich schnell vorbeigehen, dachten wir. Das Gegenteil war der Fall.

Wir beschlossen das Party-Hostel, in dem wir gerade nächtigten, zu verlassen und stattdessen lieber in ein ruhigeres Hostel umzuziehen. Wir schienen uns etwas eingefangen zu haben. Die Rucksäcke schleppten sich schon sehr schwer zur fußläufig entfernten Unterkunft. Nach dem Einchecken ließen wir uns komplett erschöpft auf die Betten fallen. Gegen das Fieber nahmen wir Ibuprofen und ein Bekannter versorgte uns mit Wasser und Bananen. „Es wird hoffentlich schnell vorbeigehen“, dachten wir. Das Gegenteil war der Fall.

Tag 2

Am nächsten Tag ging es uns noch etliche Stufen schlimmer. Wir waren kaum stark genug, um ins Badezimmer zu gehen, die Arme und Beine taten weh wie bei einem Muskelkater, unsere bloße Existenz schmerzte. Alle paar Stunden mussten wir uns umziehen, weil wir unsere Klamotten komplett nass geschwitzt hatten.

Das Fieber stieg sofort im Minutentakt an, sobald die Wirkung des Ibuprofens auch nur etwas nachließ. Also schluckten wir die Tabletten wie Bonbons. Ob wir denn nicht doch lieber in ein Krankenhaus gehen wollten, schlug unser Bekannter vor. Wir weigerten uns. Schließlich waren wir hier mitten in Sri Lanka. Auf die Erfahrung, hier ein Krankenhaus von innen zu sehen, konnte ich getrost verzichten. Es würde wohl schon von allein weggehen, hofften wir.

Tag 3

Auch Tag 3 brachte keine Besserung. Uns ging es kontinuierlich schlechter. Ohne Schmerzmittel war es kaum auszuhalten und aufgrund des Fiebers auch nicht ratsam. Ich stellte rote Bluteinschlüsse an meinen Beinen fest. Halb im Delirium blieb jedoch nicht viel Energie für große Überlegungen.

Wir beschlossen, dass es an der Zeit war, in ein Krankenhaus zu fahren.

Meine Freundin hatte die Nacht davor begonnen, sich sowohl Ibuprofen als auch Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure einzuwerfen, und der Cocktail beschloss nun, ihren Körper wieder da zu verlassen, wo er hereingekommen war. Wir beschlossen, dass es an der Zeit war, in ein Krankenhaus zu fahren. Zu unserem Glück war eine private Klinik 20 Minuten mit dem Tuk Tuk entfernt. Ich blieb von der Übelkeit verschont, für meine Freundin waren es wohl die längsten 20 Minuten ihres Lebens.

Das Krankenhaus stellte sich als erstaunlich sauber und einigermaßen organisiert heraus. Wir schilderten unsere Probleme und wurden trotz Sprachbarriere gut genug verstanden. Malaria oder Dengue-Fieber sowie ein Virus, der aktuell kursierte – das waren die ersten Vermutungen der Ärztin in der Erstaufnahme. Insgeheim hofften wir, dass wir das Virus erwischt hatten. Die ersten zwei Optionen waren uns nämlich auch schon in den Sinn gekommen.

Die Hiobsbotschaft: Dengue-Fieber

Sicherheit konnte nur ein Bluttest bringen. Mein persönlicher Horror – dreckige Spritzen – blieb uns zum Glück erspart. Die Spritzen wurden vor unseren Augen frisch ausgepackt. Die Wartezeit bis zum Testergebnis verbrachten wir kauernd auf dem Gehsteig vor dem Krankenhaus. Dort war auch der Zugang zur Toilette, die meine Freundin nach wie vor immer wieder aufsuchen musste.

Die Angestellten stellten uns Stühle raus, aber sich auf einem zu halten, war schon zu anstrengend. Wir bevorzugten es, am dreckigen Boden zu sitzen bzw. halb zu liegen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir das Ergebnis: Dengue-Fieber. Beide!

Als Vielreisende und Tropenfans hatten wir natürlich schon davon gehört und kannten die Anzeichen. Da Dengue von Mücken übertragen wird, musste uns wirklich ein und dieselbe infizierte Mücke gestochen haben. Wahrscheinlich nachts in einem Hostel auf Sri Lanka.

Man kann es nicht komplett verhindern, gestochen zu werden.

Auch wenn man in Mückenspray badet und in den Dämmerungsstunden lange Kleidung trägt: Man kann es nicht komplett verhindern, gestochen zu werden.

Die Ärzt*innen wollten uns am liebsten gleich dabehalten, aber wir wollten noch immer nicht in ein sri-lankisches Krankenhaus einzuchecken. Sie ließen uns widerwillig unter der Bedingung, dass wir am nächsten Tag wieder kommen, um unsere Blutwerte checken zu lassen. Sie teilten uns auch mit, dass wir kein Ibuprofen und keine Schmerztabletten mit Acetylsalicylsäure nehmen dürfen, weil es durch seine blutverdünnende Wirkung das Dengue-Fieber erst recht verstärkt. Stattdessen wurde uns zu Paracetamol geraten.

Tag 4

Auch der nächste Morgen versprach keine Besserung. Wir schleppten uns abermals mit dem zum Tuk Tuk zur Kontrolle ins Krankenhaus. Meine Freundin war körperlich schon am Ende mit den Kräften. Vom Untersuchungsbett kam sie kaum noch hoch. Es brauchte für sie dann auch keine große Überzeugungsarbeit der Ärzt*innen mehr, im Krankenhaus zu bleiben.

Bei mir kam dagegen nochmal ein Energieschub und ich fuhr allein zurück ins Hotel. Ein Umstand, den das sri-lankische Krankenhauspersonal komplett aus der Fassung brachte. Denn vor Ort war es üblich, dass die ganze Familie mit ins Krankenhaus zieht, wenn eine Person stationär aufgenommen werden muss. Dass wir uns an der Stelle temporär trennten, stieß auf Unverständnis.

Ich hatte das Gefühl, dass es etwas besser wurde. „Gar nicht so schlimm“, dachte ich.

Tag 5

Am nächsten Morgen fühlte ich mich jedoch wieder deutlich schwächer. Zurück beim Check-up und Besuch ins Krankenhaus merkte ich, wie Elend es auch mir ging und entschied schließlich, auch dort zu bleiben. Wenig später marschierte ich ins Zimmer meiner Freundin. Ihr blasser Blick hellte sich ein wenig auf. „Ich freue mich nicht, dass du jetzt auch da sein musst, aber ich freue mich, dass du da bist!“

Irgendwie mussten wir beide lachen, die Situation war absolut abstrus. Mein Bett war ein Zustellbett, aber das war uns dennoch lieber als getrennte Räume.

Wir beide bekamen Tabletten, von denen wir nur raten konnten, was sie bewirken sollten. Außerdem hatten wir von den Ärzt*innen die Anweisung erhalten, nur eine genau abgemessene Menge Wasser zu trinken. Und die war mit 300 ml verschwindend gering. Alle drei Stunden wurden wir aufgefordert in einen Messbecher zu urinieren und anschließend die Menge der Schwester bekanntzugeben. Wir wussten nicht, wie uns geschieht und was das sollte. Das Internet sagte eindeutig, dass man möglichst viel trinken sollte.

Wir durften nur eine genau abgemessene Menge Wasser trinken. Und die war verschwindend gering.

Im gebrochenen Englisch versuchte man uns zu erklären, was vorging, aber warum wir kein Wasser trinken durften, erklärte man uns nicht. Ein befreundeter Arzt brachte dann via WhatsApp Licht ins Dunkel: Da Dengue-Fieber Nierenversagen verursachen kann, beobachteten die Ärzt*innen auf diese Art und Weise, ob die gleiche Menge Flüssigkeit den Körper verlässt, die auch rein ging – sowohl durchs Trinken als auch über den Tropf.

Welcher Tag ist eigentlich?

Die nächsten Tage verbrachten wir weiterhin im Halbschlaf. Der tägliche Bluttest zeigte unsere aktuellen Werte – und in den ersten Tagen rauschten die noch rasant in die falsche Richtung. Das gebrochene Englisch der Ärzt*innen auf Visite reichte aus, uns nächste Tests mitzuteilen und die Anzahl an Millilitern, die wir trinken durften.

300 ml am Tag, dann 350 ml, dann 400 ml. In tropischen Gebieten wie Sri Lanka ist das verschwindend gering. Wir benetzten unseren Mund alle paar Stunden mit ein paar Tropfen. Den Großteil mussten wir uns zum Schlucken der Medikamente aufheben. Es war ein Highlight, wenn die Menge jeden Tag ein wenig erhöht wurde. Den Rest der Zeit klebte uns die Zunge am Gaumen. Man lernt Bescheidenheit in diesem Zustand.

Ich hatte ein tiefes Vertrauen darin, dass alles gut werden würde. Meine Freundin war sich da stellenweise nicht so sicher. Man merkte ihre Verunsicherung vor allem, wenn der Arzt auf ein Neues mit einem Kopfschütteln auf die Blutwerte blickte oder wir spontan zum Ultraschall gebracht wurden, um Organversagen auszuschließen. Ich machte ihr Mut: Uns wurde gesagt, mit fünf Tagen im Krankenhaus mussten wir rechnen.

Tag 7

Gegen Tag 4 im Krankenhaus, Tag 7 unserer Erkrankung, ging es uns schon deutlich besser. Die Energie kehrte zurück. Meine Blutwerte waren vielversprechend. Am nächsten Tag könnte ich gehen, meinte mein Arzt. Doch die Werte meiner Freundin waren noch immer in einem kritischen Bereich.

Tag 8

Am 5. Krankenhaustag war es endlich so weit: Ihre Blutwerte hatten sich über Nacht rasant verbessert. Ihr Arzt nickte wohlwollend – wir konnten gehen. Aber er bestand auf einen Hausbesuch am folgenden Tag. Sollte uns recht sein. Hauptsache, das Krankenhaus verlassen dürfen.

Die Blutwerte hatten sich über Nacht rasant verbessert - wir konnten gehen.

Wir waren nach wie vor stark geschwächt, aber so schnell hatte ich noch nie meine Sachen gepackt. Wir bekamen einen Beutel mit den benötigten Medikamenten für die nächste Zeit mit auf den Weg. Wir verbrachten den Großteil des Tages in der vorherigen Unterkunft auf dem Zimmer, doch allein der Blick in die Palmen und die neue Umgebung waren ein absoluter Luxus nach 5 Tagen Krankenhaus.

Tag 9 - Der Abspann

Der Hausbesuch am nächsten Tag war unkompliziert und vielversprechend. Unsere Vitalfunktionen schienen in Ordnung zu sein, wir hatten das OK des Arztes zur Weiterreise. Reduziert, aber happy konnte man unseren Zustand in diesem Moment beschreiben.

Am Ende kann ich sagen, dass diese Privatklinik erstaunlich gut organisiert und größtenteils hygienisch war. Von Sri Lanka hatte ich anderes erwartet. Wir hatten eine Klinik erwischt, die nicht nur die Abrechnung über die Auslandsversicherung unkompliziert für uns organisierte, sondern auch den Hausbesuch einleitete und uns irgendwie wieder gesund gepflegt hatte.

Hätten wir es auch ohne Krankenhaus und professionelle Hilfe durchgestanden? Keine Ahnung. Am Ende des Tages waren wir jedenfalls froh, es gemeinsam und unbeschadet Dengue-Fieber überstanden zu haben.